Vor etwa einem Monat hab ich ein Video gepostet, in dem ich euch erzählt hab, dass uns im Laden finanziell der Arsch auf Grundeis geht.
Vor einem Monat hab ich auch erfahren, dass ich aus der Wohnung ausziehen muss, in der ich seit 21 Jahren mit meiner WG lebe.
Perfektes Timing. 1/x
Nebenbei befand und befinde ich mich in meiner persönlichen Zahn-Odyssee.
Ok, Leben, manchmal ist es wohl so.
Deshalb wars hier auch insgesamt etwas ruhiger.
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Nach meinem Video haben wir eine unglaubliche Welle der Solidarität erlebt. So viele Menschen haben uns unterstützt. Mit Einkäufen und auch mit Worten. Das war total wichtig für uns. Es hat dem Team und mir neue Kraft gegeben, zu erfahren, dass ihr wollt, dass es uns gibt.
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Ich habe in diesen letzten 4 Wochen so viele Dinge getan, dass das alles eigentlich in ein ganzes Jahr gepasst hätte. Keine Ahnung, wie das ging. Aber es ging nur dank dem allerbesten Team von allen und euch.
Dafür wollte ich mich, wo ich gerade etwas Atem hole, einfach mal bedanken.
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Wir konnten unseren finanziellen Engpass nun fast beenden. Das ist toll. Die Weichen sind gestellt, dass uns das hoffentlich nächsten Winter nicht wieder passieren wird.
Ich wünsche es mir sehr. Ich wünsche uns diese Sicherheit, damit wir uns darauf konzentrieren können, euch gut zu beraten.
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Ich habe während dieser Zeit eine große Wut in mir gespürt. Dass ich die Notwendigkeit gesehen habe, mich finanziell so nackig zu machen. Dass es nicht gereicht hat, alles zu geben. Und darüber hinaus. Diese beschämende Situation hat mich sehr sauer gemacht.
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Ich finde, es sollte nicht so sein, dass wir in finanzielle Probleme kommen, wenn unser Umsatz sogar besser war, als im Jahr davor. Wenn wir einfach einen guten Job gemacht haben, aber ein paar kleine Entscheidungen unvorhersehbar falsch waren.
Wir waren damit nicht allein
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Auf das Video haben uns so viele kleine Läden geschrieben, dass es ihnen ähnlich geht. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Der Februar war für viele kleine hart.
Auch wenn Corona krass wirkte, das war krasser. Es hat mich echt betroffen gemacht, wie viele verzweifelt waren.
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Die meisten haben geschrieben, dass sie sich nicht trauen, so einen Aufruf zu machen, obwohl es ihnen teilweise noch schlechter ging als uns. Alle leisten so viel. Ich habe daraus gelernt, dass Leistung sich nicht lohnt.
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Wer Geld hat, hat es einfacher. Das ist so. Ich merke auch, dass mir mein Start mit wenig Geld, Gründen aus Hartz IV, auch nach 12 Jahren noch nachhängt.
Ich merke, dass ich meine Wohnung nicht mal eben kaufen kann. Tja.
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Das hat mich sehr wütend gemacht. Und wenn ich Wut spüre, gibt mir das neue Energie zum Handeln. Dafür bin ich dankbar. Danke, liebe ehemalige Therapeut*innen, dass ich dieses Feature freischalten durfte.
Long Story short: Es wird weitergehen. Auch mit positiven Gedanken.
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Denn was nicht kacke ist, das ist die Zeit mit euch. Mir hat es in diesen 4 Wochen unglaublich geholfen, mit euch lustige, bewegende, einfach tolle Momente im Laden und im Videocall zu erleben. Und dass ihr gesagt habt: Ihr schafft das.
Ihr habt wie immer recht
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@bhlounge Ihr schafft das. Wir sind jetzt seit über 13 Jahren am Start und es gab immer wieder Zeiten, wo wir die Fingernägel bis zur Schulter abgekaut haben. -Fehlende Aufträge, schwindende Liquidität, Krankheit. Das war manchmal ziemlich hart und ich kann auch die Wut verstehen. Man fragt sich irgendwann: Wozu? Wir haben aus purer Sturheit weitergemacht und sind langsam vorsichtig positiv gestimmt. Aber einfach geht anders. Die Unabhängigkeit möchte ich aber nie mehr missen.
@arthurdent
Danke für deine Worte. Es beruhigt mich, dass andere das auch kennen, auch wenn ich weiterhin finde, dass es nicht so sein sollte. Ich würde vor allem unsere Atmosphäre im Team vermissen, ich glaube, so ein offener Austausch und gute Zusammenarbeit ist nicht die Norm. Und natürlich die Arbeit an sich, die ich einfach sehr mag.
@bhlounge Die Arbeit ist m.M.n der Haupt-Motivationsgrund. Bei allen „kleinen Krautern“ wie uns. Ich habe zumindest nicht das Gefühl, dass ich mir mal 'ne Geldspeicher-Sammlung zulegen muss
Im allgemeinen geht‘s uns aber allen gleich. Kannst ja mal in der Nachbarschaft rumfragen. Kiosk, Café, Physio, Fahrradschmied. Irgendwann ist jeder mal in 'nem tiefen Loch. Bei uns hatte ich manchmal das Gefühl, wir waren nur zu faul zum Umfallen
@arthurdent
Haha, das kann ich voll nachvollziehen Das stur sein kenne ich auch. Ich denke mir dann, es muss weitergehen, damit es nicht nur riesige Unternehmen gibt auf dieser Welt. Und weil ich das will. Dann überlege ich und bin 24h kaum ansprechbar, aber danach hab ich nen inneren Fahrplan und dann geht's auch irgendwie weiter.